Aussteiger: Leben im Zirkuswagen-Dorf: VIDEOS
Alternativ leben in Schleswig-Holstein: Ein Dorf voller Zirkuswagen | die nordstory | NDR Doku
20. Januar 2020
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Der kleine Ort Bokel nahe Rendsburg in der Mitte Schleswig-Holsteins schreibt eine bundesweit einzigartige Dorfgeschichte: Bokel ist in 30 Jahren zum Mekka der Zirkuswagen geworden.
In dem 640-Einwohner-Dorf stehen mittlerweile fast 50 Gefährte dieser Art. Die Flotte der Zirkuswagen ist das Zuhause von Lebenskünstlern und das Resultat feinster Handwerkskunst. Noch dazu verbinden die Wagen zwei Welten in einem Ort: traditionelles Landleben harmoniert mit modernem Minimalismus.
Über die Jahre haben die Landwirtsfamilien und das Zirkuswagenvolk in Bokel zusammengefunden. Nach anfänglicher gegenseitiger Skepsis gestalten sie mittlerweile das Dorfleben gemeinsam. Der Ort ist keine alternative Hochburg für eine illegale Bauwagenszene, sondern ein legalisierter Standort für belebte Wohnwagen der Extraklasse. Deren Besitzer zahlen für drei Zirkuswagen die Grundsteuer, die sie für ein Einfamilienhaus zahlen müssten. Das hat den "Künstlern", wie die Wagenbewohner liebevoll von den anderen Dörflern genannt werden, Respekt eingebracht.
Ralf Horstmann, Landwirt und Bürgermeister von Bokel, ist voll des Lobes: "Die können alle anpacken und haben im Dorf richtig was bewegt." Als Jungbauer hat er vor 30 Jahren miterlebt, wie die ersten Hippies in sein Heimatdorf kamen und anfingen, in Zirkuswagen zu leben.
Der Bildhauer Thomas Jaspert, damals Biologiestudent mit Rastalocken, gründete das erste Zirkuswagen-Dorf und zog damit Alternative und Künstler in den Norden. Gemeinsam mit seiner Frau, Reingart Winkler, vermietet er seine Wagen auch an Urlauber.
Tischler Ulrich Dücker kam damals fast zeitgleich mit Thomas Jaspert nach Bokel. Auch er lebt seit 30 Jahren in einem Zirkuswagen. Gemeinsam mit seiner Frau, Bärbel Finn, hat er seine Kinder in diesen besonderen Wohnstuben großgezogen.
Die Künstler fühlen sich inzwischen als Bokeler. Sie haben geholfen, das neue Gemeindehaus und auch das Freibad zu bauen und engagieren sich im Gemeinderat. Viele Zirkuswagenbewohnerinnen und -bewohner sind Handwerker oder arbeiten in sozialen Berufen.
Nicht immer sind sie sich mit den Ureinwohnern einig. Vor allem beim Thema Umweltschutz gibt es immer wieder Disput. "Wir profitieren voneinander", sagen sie alle in Bokel. Die einen üben sich im lockeren Umgang mit dem Leben als solches, die Freaks haben dörfliche Tradition zu schätzen gelernt.
Im Winter ist das Leben in den Zirkuswagen bisweilen hart. Da gefrieren auch schon mal die Zahnbürsten. Im Sommer dagegen werden die Leute um ihre Behausungen beneidet. Dann ähnelt Bokel mit seinen bunten Fuhrwerken einem kleinen Paradies.
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GN
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20. Januar 2020