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- Die gestohlene Zeit - Kurzgeschichte
Die gestohlene Zeit - Kurzgeschichte
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Gute Nachrichten vom
Die gestohlene Zeit - eine therapeutische Geschichte über das Zuhören und Aussprechen, Dankbarkeit, Geben und Nehmen und unterschiedliche Blickwinkel.
Wenn uns jemand aufmerksam und aufrichtig zuhört, schenkt er uns seine Zeit. Aber auch wir schenken etwas - unser Vertrauen. Es ist im Leben oft ein Geben und Nehmen - und manchmal ist es für jemand auch ein Geschenk, Teil des Lebens eines anderen zu sein.
Wenn uns jemand aufmerksam und aufrichtig zuhört, schenkt er uns seine Zeit. Aber auch wir schenken etwas - unser Vertrauen. Es ist im Leben oft ein Geben und Nehmen - und manchmal ist es für jemand auch ein Geschenk, Teil des Lebens eines anderen zu sein.
Die gestohlene Zeit (Therapeutische Geschichte)
-gewidmet Julius und Hedwig-
-gewidmet Julius und Hedwig-
Benignus und seine Enkelin Elena saßen auf der kleinen Bank im Park. In diesem Park hatten sie schon oft - seit Elenas Kindheit- gesessen und immer wieder gemeinsam die Aussicht auf den wunderschönen Garten genossen.
Heute ging es Elena nicht so gut und sie saß betrübt neben ihrem Großvater. Als er sie darauf ansprach, berichtete sie ihm von einem Streit mit einer Kollegin im Büro, einem schwierigen Gespräch mit ihrer besten Freundin und einigen anderen, kleinen Dingen.
Benignus hörte ihr zunächst gut zu und manchmal entgegnete ihr dann zu dem Gesagten, wie er darüber dachte und was er tun würde. Sie mochte diese Gespräche. Er hatte eine ruhige und verständnisvolle Art und konnte die Dinge von mehreren Seiten betrachten. Schon oft hatte auch sie dadurch neue Blickwinkel gewonnen oder war im Gespräch auf Lösungen gekommen. Nach solchen Gesprächen erschienen manche Probleme deutlich leichter zu sein oder sie fand positive Aspekte, die sie vorher nicht sehen konnte.
Über das bevorstehende, schwierige Gespräch mit ihrer besten Freundin sprachen die beiden lange. Elena überlegte, wie sie ihrer Freundin sagen sollte, dass sie sich durch ihren neuen Freund verändert hatte und Elena das nicht gefiel, in welche Richtung. Elena hatte Sorge um ihre beste Freundin, da diese ihr Leben und ihre eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen schien.
Benignus sprach darüber, wie Elena ihre Bedenken ansprechen könnte, ohne ihrer besten Freundin Vorwürfe zu machen und die langjährige Freundschaft zu gefährden. Wichtig schien ihm, das Ganze als Bitte zu formulieren und dass Elena aus ihrer Sicht schilderte, was sie empfand. Elena nahm diese Idee offen auf und spürte, dass ein Gespräch so leichter sein und ihre Freundin sie verstehen könnte.
Sie drückte ihren Opa und bedankte sich herzlich. „Jetzt habe ich dir so viel Zeit gestohlen. Du hast dir so viel Zeit für mich und meine Probleme genommen.“ Sie senkte den Kopf. „Das kann ich gar nicht wieder gutmachen.“
Benignus lächelte, „DU ... hast mir Zeit mit Dir - geschenkt und nicht genommen.“, er schaute seine erwachsene Enkelin an, „Ich darf hier mit Dir sitzen und Dir ein bisschen zuhören und meine Meinung mit Dir teilen. Eines Tages werden wir nicht mehr hier sitzen. Daher genieße ich jeden Moment mit Dir, den Du mir schenkst.“
(© Praxis Der Zuhörer - Steffen Zöhl, 2016)