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Spirituelle Intelligenz. Glaube zwischen Ich und Selbst. - Buchrezension

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Gute Nachrichten vom

Mit dem PSI - Modell für „Persönlichkeits-System-Interaktionen“ hat Prof. Julius Kuhl ein Modell entwickelt, in das verschiedene Persönlichkeitsmodelle einfließen. Er zeigt darin auf, welchen großen Erfahrungsschatz unser Unbewusstes birgt, besonders wenn wir wissen, wie wir Verstand und Intuition ausgewogen nutzen können. Auch für Situationen, in denen wir uns blockiert fühlen, gibt das Modell Hilfen. Denn der Wechsel zwischen den Systemen Verstand und Intuition wird moduliert durch Gefühle. Z.B. wenn wir uns über etwas ärgern und gereizt sind, kann die Fähigkeit zur Selbstberuhigung, etwa wenn wir uns klar machen, dass wir schon ganz andere Schwierigkeiten bewältigt haben, hilfreich sein. Dadurch bekommen wir wieder Zugang zu unserem Unbewussten, unserer Intuition und finden aus dem reichen Erfahrungsschatz unseres Lebens leichter eine Lösung.

Wer vorab das PSI-Modell kennenlernen möchte, findet es hier. Es ist Kern des Buches, das durch sein wissenschaftliches Fundament hohe Anforderungen an die LeserInnen stellt. Gleichzeitig lohnt es sich unbedingt, sich einzuarbeiten in die Thematik. Denn dann öffnet sich wirklich ein Schatz, der nicht leicht zu überblicken ist und doch bei jeder Beschäftigung wieder Wertvolles sichtbar und spürbar werden lässt.
 

Eigentlich sind sich Religion und Psychologie nicht grün. Das hat den Autor wohl auch motiviert, dieses Buch über spirituelle Intelligenz zu schreiben. Religion ist nicht wissenschaftlich fassbar, es geht um Glauben, nicht um Wissen. Und doch stellt Prof. Kuhl eine Verbindung her, denn das „Extensionsgedächtnis“, eines der 4 Systeme seines PSI-Modells, ist vergleichbar mit einem riesigen Archiv, das alle unsere Erfahrungen beinhaltet. Anders als unser Verstand, der nur nacheinander kleine Mengen von Informationen verarbeiten kann, vergleicht das Extensionsgedächtnis blitzschnell parallel (oft unbewusst) viele unterschiedliche Informationen. Es ist unermüdlich und gibt uns über Gefühle und Körperempfindungen (Schmetterlinge im Bauch oder Kloß im Hals) Informationen, was wir als angenehm oder unangenehm empfinden. 

Unser Extensionsgedächtnis umfasst auch unsere Intuition, es ist „gefühltes Wissen“. Wir spüren, was richtig für uns ist und was nicht, ohne es aber begründen zu können. Genau hier sieht Prof. Kuhl die Verbindung von Psychologie und Spiritualität. „Religion und Psychologie haben vieles gemeinsam. Beide berühren das Seelenleben der Menschen. Beide sind bemüht, den Menschen zu helfen, sich so zu entwickeln, dass sie ihr ganzes Potenzial entfalten, dass sie schmerzhafte Erfahrungen meistern können und trotz aller Beschwernisse seelisch gesund bleiben.“ (S. 97f.) Er stellt fest, dass Religion und Psychologie sich weitgehend ignorieren und mahnt, dass die Distanzierung von (christlicher) Religion und Kirche es oft schwer macht, sich mit seinen kulturellen Wurzeln auseinander zu setzen. Folge davon ist oft, dass man christlich geprägte Einstellungen und Denkweisen unbewusst beibehält, die man nach bewussten Überlegungen verändern oder ablehnen würde. Oder man lehnt Hilfreiches ab, weil es Ähnlichkeit mit religiösen Vorschriften hat. 

Vom Dialog zwischen Psychologie und Religion können alle Beteiligten profitieren: „…weil Religion mehr ist als Glaubensvermittlung: Sie verdichtet jahrtausendealtes Menschheitswissen über die Psyche. Der Kontakt mit diesem impliziten Wissen kann die Psychologie davor schützen, seelische Phänomene, die sie noch nicht erklären kann, zu ignorieren oder zu leugnen…“

Im 5. Kapitel wird es dann konkret: Prof. Kuhl beginnt einen spannenden Dialog mit dem Jesuskind. Er fragt es, wie es denn unserer Entwicklung dienen soll, wenn uns seit unserer Kindheit eingeredet wird, dass wir schuldig sind. In der längeren Unterhaltung geht das Jesuskind darauf ein, dass seine Mission die Liebe ist. „Ist es denn so schwer zu kapieren, dass meine Liebe zu euch allen so groß ist, dass ich mich sogar für euch verhöhnen und kreuzigen lassen werde? Nicht um unseren Vater da oben mit einem Blutopfer zu besänftigen – wie könnt ihr nur auf so einen Schwachsinn kommen…“ .„Zu Weihnachten geht es darum, die Kräfte des liebevollen Zulassens aller inneren Wahrheiten aus den Weiten des Unbewussten es schaffen, die Gegensätze zu überwinden, die uns davon abhalten, zu uns selbst zu finden: die Gegensätze zwischen Verstand und Gefühl, zwischen Schuld und Liebe.“ (S.222)

Prof. Kuhl untersucht dann die (Neuro-)Psychologie des Betens anhand des Vaterunsers, das er als „Möglichkeit der täglichen Übung“ sieht, „an deren Tiefe und Wirkungspotenzial keine psychologische Technik heranreicht.“ Er stellt fest, wie viele Elemente des Vaterunsers und aus Ritualen des christlichen Glaubens uns aufrufen, Verstand und Gefühl nicht mehr als Gegensätze zu begreifen. Dabei wird deutlich, wie sich seine konkreten Beispiele (Dialog mit dem Jesuskind und Betrachtung des Vaterunsers) mit seinen Empfehlungen aus der PSI-Theorie decken. 

Prof. Kuhl zeigt, dass Selbstkompetenzen auch Mittelpunkt des Glaubens sind und dass
 Selbstreflexion, Verantwortung, Selbstberuhigung, Selbstmotivierung, Integrations- und Urteilsstärke gleichermaßen Grundlage für spirituelle Intelligenz wie auch für psychisches Wachstum und ein erfülltes Leben sind. Beides wird unterstützt, wenn Ich und Selbst verbunden sind, wenn wir lernen, Verstand und Gefühl ausgewogen zu nutzen.
 
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