Sie säen nicht – sie ernten nicht . . .
Buddhas heiteres Lächeln - Buchrezension

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Gute Nachrichten vom

Zu diesem Buch hat es mich nicht nur wegen des gelungenen Covers hingezogen, sondern aufgrund der interessanten Lebensgeschichte von Hubert Michelis. So arbeitete er u. a. in Indien für Mutter Theresa. Dieser Schriftsteller hatte etwas zu erzählen, da war ich sicher. Nach der Lektüre des Buches habe ich mich gefragt, wie viel Autor im Protagonisten Leo steckt. Dieser Frage werde ich noch nachgehen. Ich bedanke mich an dieser Stelle beim Spica Verlag für das Angebot zur Rezension und versuche zu beschreiben, was dieses Buch ausmacht.

Der Roman erzählt die Lebensgeschichte von Leo, der in seiner Zeit als junger Priester überraschend die Liebe zu einer jungen Frau findet und beherzt entschließt mit ihr ein neues Leben zu beginnen. Er kehrt dem Kloster den Rücken. Doch es kommt sehr schnell anders als geplant.


Bewegend erzählt Hubert Michelis von Leo, der auf sich allein gestellt aus der Sicherheit des Klosters in das harte Leben tritt. Sehr schnell gerät Leo in eine Identifikationskrise und auch in Schwierigkeiten. Er verliert den Boden unter den Füßen, kommt auf die schiefe Bahn und wird obdachlos. Die Ereignisse überschlagen sich förmlich.

Die Gedanken von Leo werden in der Erzählung zu Denkanstößen. Es sind tiefe Reflexionen und oft konnte ich wirklich sehr gut nachfühlen, was in Leo vor sich ging. Sehr menschliche Gedanken bekommt der Leser zu lesen. Eben nicht nur die Guten, sondern besonders oft auch die Schattenseiten, wie die Schuldgefühle mit denen Leo sich immer wieder herumschlägt. Es geht darum, was Recht ist. Leo stellt dabei u. a. auch fest, dass das Leben als Mönch nicht bedeutet recht zu handeln. Deutlich wird das besonders in diesem Zitat:

„Und das passte ja alles nicht zusammen, zum Verrecken nicht! Hier die Bettelmönche, die wie Maden im Speck gelebt haben, und da die Obdachlosen, die wie die Schweine gefüttert wurden! "



So rechnete Leo immer wieder mit seinem Leben ab. Nachdem er in kriminelle Kreise geriet floh er nach Italien und versuchte unter zu tauchen. Unterwegs begegnet Leo einem Reisenden, der seine ganz eigene Lebensgeschichte erzählte. Auch diese Geschichte gab Leo „Futter“ für seine Suche nach Sinn und Identität. Er befand sich auf der Flucht vor sich selbst, weil er immer weniger wusste, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Dann geschah es, dass ihm sein Geld und seine Papiere gestohlen wurden. Von da an war er völlig mittellos und ohne Identifikation. Als Obdachloser fand er zurück nach Deutschland. Ab diesem Zeitpunkt ging es nur noch um das Überleben.

Er schlug sich durch und versuchte es ohne Betteln, bereicherte sich aus der Not sogar an Kirchengeldern. Es ist bewegend dies zu lesen, von einem Menschen, der vor nicht langer Zeit noch Priester war. Doch wieder hat der Leser Anteil an seinen Gedanken. Leo lernte förmlich die Sichtweise der  „anderen Seite“ kennen und verstehen.

Dabei gingen ihm u. a. folgende Gedanken durch den Kopf:

S. 162

"...War ihm nicht längst bewusst, dass der Mensch ein biologisches Mängelwesen war, dass sich seine ganz eigene Welt erschaffen musste, eine künstliche zweite Natur und Zivilisation?"


Nach dem er seine Strafe im Gefängnis abgebüßt hatte, verspürte er den Wunsch zu reisen. Er war immer noch nicht bei sich angekommen. Aber er war entschlossen aus dem kriminellen Leben wieder ein aufrechtes zu machen.

Seine Reise führte ihn spontan nach Indien. Der Kontrast der allgegenwärtigen Armut zum inzwischen modernen Indien lockte folgende Gedanken aus Leo:

S. 429/430

„Das Indien des 20. Jahrhunderts sah anders aus: Satellitenstädte mit riesigen Wolkenkratzern, gewaltige Blöcke aus Beton, Stahl und Glas, wie sie auch in New Youk, Tokyo oder Sydney zu finden waren. ….
Aber vermochten diese Errungenschaften all den Reichtum und die Fülle der indischen Kulturen und Religionen, ihrer Ausdrucksformen und Lebensweisen aufzuwiegen? Was waren solche schillernden Fassaden im Angesicht des mystisch-geheimnisvollen Gedankenguts einer über Jahrtausende gewachsenen ehrwürdigen alten Kultur?“


Aber wie ging er mit der Armut um? Er konnte doch nicht diesen vielen Millionen Menschen helfen, so dachte er. Jedoch geschah es, dass er einfach geben musste was er hatte, wenn er diesen Menschen begegnete. Vernunft hin oder her.

S. 432
„Bis auf sein Rückflugticket war er mittellos und gehörte damit selbst wieder zu den Armen. Leo wusste, wie unvernünftig, leichtsinnig und geradezu töricht er gehandelt hatte. Gewiss, sagte er sich, nach menschlichem Ermessen war das ein Fehler, den Straßenkindern das ganze Geld zu geben! Aber bin ich nun nicht endlich wieder frei und glücklich? Daraufhin durchströmte ihn ein innerer Frieden, seinen Geist erfassten Ruhe und Freude und Leo wusste, dass er sich richtig verhalten hatte. Er war jetzt auf dem besten Wege, seinen Seelenfrieden wieder zu finden, den die Welt ihm niemals hätte geben können.“

Und nun möchte ich nicht zu viel vorwegnehmen. Zum Schluss findet Leo und der Leser versteht den Titel des Buches.

Ich bin sehr bewegt von dem, was mich diese Reise miterleben ließ. Am Ende kamen mir Tränen der Rührung aus tiefster Seele. Ein großes Kompliment an den Erzähler Hubert Michelis.

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