Erfahrungsbericht von Grit Scholz
Reichtum neu definiert

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Gute Nachrichten vom

Was bedeutet „Reichtum“ für dich? Auf diese Frage gibt es sicherlich sehr viele verschiedene Antworten, da jeder Mensch andere Prioritäten hat. Manch einer fühlt sich unendlich reich, auch ohne viel Geld und materielle Werte. Für viele Menschen unserer Zeit scheint es aber noch immer diesen Glaubenssatz zu geben, dass viel Geld auf jeden Fall nötig ist, um sich reich zu fühlen.
Fragt man so manche Jugendlichen, Freiberufler, Künstler oder Harz IV Empfänger, was sie unter Reichtum verstehen, bekommt man immer öfter neue Antworten: „Um so mehr Zeit ich habe meinen Impulsen zu folgen, einfach zu tun, was ich tun will und sich meine Tage frei entfalten können, dann fühle ich mich glücklich und reich.“
 
Ähnlich sieht das bei vielen Menschen ab 50 Jahren aus, die vom Leben enttäuscht wurden und dabei sind, sich neu zu erfinden. Das Ende der Täuschung war die Erkenntnis, dass Geld, Prominenz oder Kariere nicht glücklich machen und nicht mal sonderlich beruhigen. Nach einem Burnout oder anderen Krankheiten und Schicksalsschlägen, machten sie sich erneut auf die Suche nach dem Sinn des Lebens.
 
Sie fühlten sich von dem, was ihnen als Leben verkauft wurde betrogen. Denn sie waren den Weissagungen unserer Gesellschaft gefolgt, in der es hieß, dass nichts erfüllender und befriedigender sein kann, als Erfolg. Ein erfolgreicher Mensch, macht Kariere, verdient spielend viel Geld, lässt immer mehr die anderen arbeiten und genießt sein Leben. Man fühlt sich frei, stark und unabhängig, kann sich alles kaufen, was das Herz begehrt und alles tun, was man gern möchte. Man ist wichtig, man hat eine Lobby, man gehört dazu.
 
Solange, bis man aufwacht – und erkennt, dass all das lediglich ein Spiel der Masken war, ein Spiel mit Fassaden und Äußerlichkeiten. Innerlich fehlt die Erfüllung, das Glück, da ist nur Leere und ein zusammengeschrumpftes, liebesbedürftiges Restselbst.
 
Dies soll kein Plädoyer gegen das „böse“ Geld sein und auch keines, welches Geld verdienen wollen und können anprangert, sondern ich möchte zeigen, dass es nicht zwingend notwendig ist, viel Geld zu brauchen und sein Leben auf das Geldverdienen auszurichten.
 
Um nicht an der Oberfläche zu kratzen und ganz allgemein zu sprechen, möchte ich meine ganz persönlichen Erfahrungen zu Grunde legen.
 
Ich hatte mir schon als Kind sehnlich gewünscht, alles zu erleben, was man nur erleben kann und dieser unbändigen Neugier bin ich einfach gefolgt.
 
Mein Leben war somit recht bunt und abwechslungsreich, denn ich steckte meine Nase in viele Szenen und Kreise unterschiedlicher Gesellschaftsschichten – um zu fühlen, wie das da läuft.
 
Vieles von dem, was ich da sah erstaunte oder erschreckte mich, weil es ganz anders war, als ich es mir vorgestellt hatte. Zum Beispiel wie Menschen lebten, die jährliche Einkünfte in sechsstelliger Höhe hatten. Wie sie sich fühlten, was sie bewegte, was sie sorgte, das überraschte mich. Ich stellte fest, dass sie oft sehr eng waren innerlich, als ob sie nichts zu geben hätten. Ich erkannte, das es eine regelrechte Last sein konnte, viel Geld zu haben. Denn dieses Geld musste verwaltet werden, es musste angelegt, investiert werden – was da alles so dran hing und diese Sorgen und der Ärger damit konnten echt erdrückend sein.
 
Doch genauso verwundert war ich auch, wenn ich mich in kulturkreativen Kreisen bewegte, oder in Szenen der begeisterten Selbstversorger. Die hatten oft sehr wenig Geld, doch waren sie gern bereit alles zu teilen. Da wurde nicht gerechnet und nicht manipuliert, da gab es kein Versteckspiel und viel weniger Misstrauen. Wer gemocht wurde, wurde seiner Selbst wegen gemocht und nicht wegen seiner Aura aus Geld.
 
Mein Bestreben war es nie, viel Geld haben zu wollen, ich wollte ein interessantes Leben. Da ich in der DDR sozialisiert wurde – schien mir „Geld-Reichtum“ nur etwas für gierige, egoistische Menschen, die sich gern über andere stellen und andere für sich arbeiten lassen. Ich glaubte damals, dass man mit ehrlicher Hände Arbeit niemals zu exorbitanten Reichtum kommen kann, sondern nur dann, wenn man ungerecht ist – allen anderen Beteiligten gegenüber. Als Unternehmer muss man auch clever sein, das nennt sich dann gutes Marketing, von Psychologen ausgeklügelt und immer maximal Gewinn orientiert, dem Zauberwort „Expansion“ folgend. Der Wachstumszwang, der unweigerlich zum Krieg im Kleinen wie im Großen führt, war mir schon immer ein Dorn im Auge.
 
Es gab da eine Frau in meinem Bekanntenkreis, die bei der BASF arbeitete und sehr viel zu tun hatte, groß Kariere machte und ständig in der ganzen Welt herum flog. Immer wenn ich das Gespräch mit ihr suchte, um zu erfahren, was sie konkret machte, wich sie aus und erzählte Dinge, deren Zusammenhang ich nicht verstand. Später erfuhr ich, dass sie für die Farbe des Hühnereigelbs zuständig war, weltweit. Denn jede Kultur hatte eine andere Vorstellung von einer gesunden Eigelbfarbe. Das musste erforscht werden und dann mussten den Eierproduzenten die entsprechenden Farbstoffe und Futterzusätze verkauft werden. Ich war völlig platt. Nun war mir klar, warum sie sich schämte, mir das zu erzählen. Da kam mir zum ersten mal die Idee, dass die Menschen, die besonders viel Geld verdienen, vielleicht so eine Art Schmerzensgeld bekommen, dafür, dass sie ihre Lebenszeit und ihre Seele verkaufen und täglich Dinge tun, bei denen ihr Gewissen rebelliert, bis sie auch das ausschalten müssen, um zu überleben. Um so sinnvoller und wesentlicher eine Arbeit ist, um so weniger Geld scheint es dafür zu geben - da diese Menschen ja vom Glück und der Freude zehren können, denn ihnen ihre Tätigkeit beschert.
Naja, ist vielleicht nur ein Hirngespinst von mir, aber das muss jeder für sich selber überprüfen, ob da doch etwas dran sein könnte.
 
Später lernte ich, dass es Menschen gibt, die einfach von Geburt an reich sind, an Geld. Sie waren also unschuldig, doch meist waren sie nicht frei – mit dem Geld so umzugehen, wie sie es gern wollten. Sie wurden unterwiesen und darauf getrimmt, dass Geld mehr werden muss – von allein.
Also lebten sie unter dem Druck, das Geld, den Reichtum so zu verwalten, dass bloß nichts verloren ging, sondern es mehr werden musste.
 
Sie spüren schon, dass ich meine Prägung nicht wirklich ablegen konnte, auch wenn ich nicht jeden UnternehmerIn als Ausbeuter bezeichnen würde.
 
Es gab Zeiten, da lebte ich von der Hand in den Mund, als Alleinerziehende Mutter. Eine Kugel Eis kaufen – für 1 DM, das war nur sehr, sehr selten möglich. Doch mein Leben war wild und schön und spannend. Ich arbeitete selbständig, war sehr kreativ, meine Wohnung war mit Sperrmüllfunden ausgestattet, die ich neu bemalte und umbaute und etwas ganz Einzigartiges daraus machte. Da gab es gute Freude und viel gemeinsam verbrachte Zeit. Wir halfen uns gegenseitig und teilten Freud und Leid und hatten immer wieder neue Ideen, die uns begeisterten. Wir hatten viele Interessen – nichts davon durfte allerdings Geld kosten. Wir waren keine guten Konsumenten, es wurde nur das Allernotwendigste gekauft, der Rest wurde gefunden oder wir haben einfach darauf verzichtet.
Sicher, es war auch oft beängstigend, ob das Geld für die Miete und die Stromrechnung reichen wird? Ob der Kunde rechtzeitig seine Rechnung überweisen wird? Ob es zu einem neuen Auftrag kommen wird? Nichts war damals sicher. Wenn ich im Nachhinein schwärme für diese Zeit, in der wir wie „arme Schweine“ lebten – zumindest wurden wir von anderen oft so betrachtet, dann liegt das wohl daran, dass die guten Gefühle bis heute geblieben sind und alles andere sich inzwischen aufgelöst hat.
 
Irgendwann wurde ich erfolgreich, ich hatte einen festen Kundenstamm, als Grafik-Designerin und für meine Verhältnisse viel Geld. Das waren damals ca. 2000 DM im Monat, für mich und mein Kind. Das kam mir irre viel vor.
Plötzlich kam ich auf die Idee, dass ich auch mal was kaufen könnte, schließlich konnte ich mir das ja jetzt leisten. Einen neuen Kühlschrank z.B. bisher hatte ich immer gebrauchte Kühlschränke, die andere Leute verschenkt haben. Oder mal einen Satz Handtücher von der gleichen Art, passend zum Klodeckel. So etwas hatte ich noch nie, jedes meiner Handtücher war anders und irgendwoher gefunden. Vielleicht auch mal eine neue Matratze für das selbst gebaute Bettgestell? Oder gleich ein ganz neues Bett? Ja, auch unsere Matratzen waren damals die, die andere Leute weggeschmissen hatten. Eklig, denken Sie jetzt vielleicht? Aber das war es nicht. Im Gegenteil, es war eine riesige Freude – wenn wir auf dem Sperrmüll eine Matratze fanden, die aussah wie neu, oft sogar in einer riesigen Plastiktüte. Ordentliche Leute, schmeißen auch ihren Müll ordentlich weg ;-) Das Ding wurde ausgeklopft und mit Seifenschaum bearbeitet und alles war super!
Tja, damals gab es keine Ansprüche, sondern nur das Gefühl von Glück – wenn es einen guten Fund gab.
 
Lange Rede, kurzer Sinn – ich kaufte plötzlich Zeug! Warum? Nicht weil ich es brauchte, sondern weil ich es konnte. Nun gehörte ich auch zu denen, die Gebrauchtes weg warfen um Neues zu kaufen. Die Freude über das Gekaufte hielt sich in Grenzen, es war eher so eine Art Stolz, denn ich hatte dafür viel Arbeiten müssen und das verdiente Geld war wieder ausgegeben.
Es dauerte gar nicht lange, da sah meine Wohnung ganz anders aus. Gar nicht mehr wie MEINE Wohnung. Bei mir sah es nun aus, wie bei den meisten Leuten, die gern bei bestimmten Möbelanbietern einkaufen und sich dabei ganz trendig fühlen. Ich fühlte mich nach der ersten Befriedigung, dass ich auch Geld verdienen und Zeug kaufen konnte, ganz fremd und unwohl.
 
Dazu kam die Tatsache, dass ich kaum noch Zeit hatte, die ich mit meinen Freunden oder mit meinem Kind bei schönen gemeinsamen Sachen verbringen konnte. Ich war im Stress. Nachts konnte ich oft nicht schlafen, weil ich mir Sorgen um irgendwelche Aufträge machte. Denn die verlangten oft einen hohen Grad an Verantwortung von mir und ich war voll haftbar. Wenn große Auflagen von Prospekten, Büchern oder Magazinen gedruckt wurden und ich hatte etwas übersehen, dann konnte das eine riesige Katastrophe sein.
Sobald ein Kunde rief, musste ich springen, das wurde erwartet, sonst war ich den Kunden los. Es gab keinen Feierabend mehr und auch kein Wochenende. Ich musste immer damit rechnen, dass ich sofort reagieren und zur Verfügung stehen musste. Dafür kam ich mir wichtig vor und genoss es auch, unentbehrlich zu sein und jederzeit bereit. Meine menschlichen Unzulänglichkeiten, wie vergessene Dates, gereizte Stimmung, keine Zeit und Lust zuzuhören, entschuldigte ich damit, dass ich ja so viel Arbeit hatte.
 
Meine Auftragslage wurde immer umfangreicher, so dass ich mit anderen Freiberuflern zusammen arbeitete, um das bewältigen zu können. Zwei von denen, fragten an, ob ich sie nicht anstellen könnte, sie hätten gern mehr Sicherheit und kämen nicht so recht klar, nur ab und zu mit mir zu arbeiten.
 
Ich rechnete damals alles durch und war im ersten Moment völlig platt, als mir klar wurde, dass ich expandieren werde. Ja, ich werde zwei Angestellte haben, das ist alles machbar und das Grafik-Studio hatte ich bereits im Dachgeschoss über meiner Wohnung ausgebaut, da war genug Platz, für drei Arbeitsplätze. Damals fühlte ich mich ziemlich stolz. Es war auch so ein aufgeregter Geschmack dabei, dass ich es der Welt zeigen werde, dass ich das auch kann! Die Welt waren vor allem meine Eltern und einige Menschen, die mich früher immer so mitleidig betrachtet hatten.
 
Innerlich stand ich total unter Strom und war irgendwie glücklich, rechnete immer wieder und studierte unheimlich viel Zeug, um meiner neuen Rolle als Unternehmerin gerecht zu werden. Da kam die Perfektionistin in mir durch, ich wollte auf alles vorbereitet sein und keinen Fehler machen. Das Aufsetzen der Arbeitsverträge war ein riesiger Akt für mich und ich bekam dabei heftige Beklemmungen, obwohl ein Berater meinte, das wäre alles in Ordnung so. Die neuen Mitarbeiter freuten sich auch, als ich ihnen die Vertragsentwürfe zeigte. Alles war super, nur mir ging es plötzlich nicht mehr gut. Der Gedanke, dass ich nun verantwortlich sein würde, für zwei andere Menschen und deren Familien, wenn man es mal genau nimmt – ließ mir keine Ruhe. Was, wenn die Auftragslage mal schlechter wird? Was wird, wenn die oft krank sind?
 
In der Nacht, bevor die Arbeitsverträge unterzeichnet werden sollten, hatte ich einen krassen Traum. Ich sah, wie mir mein letztes bisschen Freiheit und Flexibilität verloren ging. In allen Einzelheiten erlebte ich eine Art Film, wie mein Leben sein wird, wenn ich zwei Angestellte habe und es war erschreckend. Ich konnte sie ja nicht einfach arbeiten lassen, sondern musste alles organisieren, erklären, kontrollieren und fühlte die Verantwortung meinen Kunden gegenüber und den Mitarbeitern gegenüber. So als würde ich mich freiwillig vor einen Karren spannen, den ich dann ziehen muss, komme was wolle. Dann würde es noch schwieriger werden, mal auszuschlafen, mal Ruhe zu haben und entspannt Urlaub zu machen. Alles würde komplexer und allein der bürokratische Aufwand machte mich schwindelig. Ich könnte mich nicht mehr selbst verwalten, sondern müsste vieles über Verbände und Berater abwickeln. Ich müsste als Arbeitgeberin Auflagen erfüllen, ich wäre plötzlich die, die unter Verdacht gerät, sich an der Arbeit anderer zu bereichern. Deshalb würde ich wohl eher meine Mitarbeiter übervorteilen und mich selbst ausbeuten. Als ich erwachte war ich fix und fertig und wusste, dass ich mich mit diesem Schritt selbst versklaven würde. Als Arbeitgeberin war ich nicht geboren, das wurde mir schlagartig klar.
Ich wollte frei sein und gerne mit anderen Freien zusammen arbeiten – mehr nicht.
Diese innere Stimme und die Bilder waren so deutlich, dass ich die Verträge vernichtete und mir ganz neue Gedanken, über den Sinn meines Lebens machte.
 
Ich war in die Falle getappt. Nun konnte ich viele Leute besser verstehen, über die ich früher nur den Kopf geschüttelt hatte. Leute, die in meinen Augen alles hatten – was ich nicht hatte, nämlich Geld und trotzdem unzufrieden, kränklich und depressiv waren und geizig noch dazu.
Auch ich war unzufrieden mit meinem erfolgreichen Leben und dachte, wenn ich eine Agentur mit zwei Angestellten habe, dann wird es sicher viel besser. Doch nach diesem Albtraum war diese Blase zerplatzt.
Jetzt wurde mir bewusst, das ich das Wertvollste schon verloren hatte, auf dem Weg zum Geld verdienen und zwar den freien, ungeformten Raum, den ich mit meiner Lebendigkeit füllen konnte.
Schmerzlich dachte ich an die „arme Schweine“ Zeiten und sehnte mich zurück.
 
Es war diese Art von Vertrauen ins Leben, die wirklich Freiheit mit sich brachte. Gute Freunde, die auch auf diesem Drahtseil tanzten. Zeit und Lust, das Leben zu leben und zu erleben, dieses Abenteuer zu fühlen – das fehlte mir. Damals konnten täglich Wunder geschehen, denn ich war zu allem bereit, weil ich nichts zu verlieren hatte – so dachte ich. 
Kreativität, Spaß und Zusammengehörigkeitsgefühl bestimmten mein Leben.
Gut, da war immer dieser Stachel – ich will ihn nicht wegreden.
Der Stachel der Geldsorgen und ein innerer Schmerz, es irgendwie nicht drauf zu haben, dass immer genug Geld da ist. Die bohrende Frage - War ich eine Versagerin?
 
Damals lebten wir nicht in der Gesellschaft, sondern am Rande. Uns kam der Wahnsinn zugute, dass so viele Menschen ständig kauften und kauften, denn wir konnten vieles gebrauchen und verwenden, was sie wegwerfen mussten, um Platz für wieder Neues zu haben. Man könnte sagen, wir waren die Nutznießer dieser konsumorientierten Welt, das klingt doch ganz anders als „arme Schweine“ ;-)
 
Wir nutznießten die so gewonnene Freiheit, um Lebendigkeit in die Welt zu bringen und Kreativität, denn dazu waren die meisten Geldverdiener nicht mehr in der Lage. Ist das nicht verrückt?
 
Ich hatte meine Freiheit und Kreativität eingetauscht gegen das, was allgemein als „erfolgreich“ bezeichnet wird und bin zum Glück zur Besinnung gekommen. Alles in mir wurde ganz still und ganz langsam. Puh, ich hatte es gerade noch so geschafft, eine noch größere Verstrickung in dieses System, was mich regelrecht zu verschlingen drohte, zu vermeiden, das war 1999.
 
Seit dem waren mir einige Tomaten von den Augen gefallen und ich richtete mein Leben ganz neu aus. Für mich, mit meinen Veranlagungen und vielfältigen Fähigkeiten, war die freie Gestaltung meiner Lebenszeit, das höchste Gut. Darauf zu lauschen, was mich ruft, Impulse zu spüren, ihnen zu folgen und etwas zu verwirklichen – Jetzt! Nicht erst wenn ich mal Zeit habe, oder wenn ich dann in Rente bin. 
Da ich bereits gelernt hatte, mit wenig Geld in kreativer Fülle zu leben, entschied ich mich, das noch zu optimieren. Ich wollte die Vorteile, die ein Leben, in dem ich nur wenig Geld verdienen MUSS, mit sich bringt, bestmöglich nutzen und genießen. Meine eigene Lebendigkeit wieder zu spüren und sie als Wegweiser für all meine Schritte zu sehen, war das größte Geschenk für mich.
 
Das Leben wurde wieder aufregend und ich erlaubte mir, meinen Impulsen zu folgen – jenseits von Geld und s.g. Sicherheiten. Wenn man dieses JA zur Lebendigkeit fühlt und diesen Weg geht, dann bedeutet das nicht, dass sich alles was da kommt nur gut anfühlt. Es gab viele Höhen und viele Tiefen, viele, viele lebendige Erfahrungen, die mich lehrten – mein Weg geht durch die Angst. Jede Erfahrung ist zu begrüßen – als Erfahrung, ein Geschenk des Lebens. Wenn wir nur schöne Erfahrungen machen wollen, sperren wir das Leben aus und töten uns damit selbst.
 
Heute lebe ich ganz bewusst so, dass ich so wenig Geld wie möglich brauche. Dieses Notwendige zu erarbeiten gelingt mir leicht und wenn mehr da ist, kann ich auch das geniessen. So habe ich die Freiheit, meine Lebenszeit da einzubringen, wo es sich stimmig anfühlt. Es ermöglicht mir, das zu tun, was mein Herz tun möchte und es nicht am Geld fest zu machen.
 
Nun kommt oft die Argumentation, dass ja nichts ohne Geld geht. Ohne Geld kann man ja nichts tun, schließlich kostet ja fast alles Geld. Dieser Eindruck kann wirklich schnell entstehen in unserer Welt.
Wenn man aber mal alles sein lässt, was Geld kostet – jegliches Konsumieren von Kultur und Luxus und sonstigen Dienstleistungen, das Kaufen von Klamotten und Dingen – dann entsteht erst mal ein Loch und darin kann etwas Neues wachsen.
Denn die Frage taucht auf – wie könnte ich denn dies, oder das auch ohne Geld haben? 
Die Antwort lautet – Kreativität – selber machen! Das kann so erfüllend und befriedigend sein!
Freunde kommen zusammen und spielen Theater, machen Musik, Tanzen ganz kostenlos und frei. Man beschäftigt sich mit diversen Handwerken und traut sich an Dinge heran – was soll schon passieren? Die Waschmaschine war ja ein Geschenk, sie ist alt, wenn die Reparatur schief geht, findet sich auch eine Andere gebrauchte, aber vielleicht ist ja noch was zu machen.
Natürlich, man könnte in der Zeit auch irgendeine Arbeit tun, Geld verdienen und das dann jemandem geben, der es macht. So ist das in unserer Gesellschaft üblich – aber das ist für mich viel weniger herausfordernd und spannend.
 
Mein Gefühl ist, dass Menschen, die sich notgedrungen, oder freiwillig damit auskennen, wie man auch mit wenig Geld in Fülle und Freude lebt, den Menschen, die es gewohnt sind mit viel Geld zu leben – um einiges voraus sind.
Ich hätte nicht gedacht, das ich das selbst erleben würde. Doch ich sehe es heute überall.
Fast, als wären diese Menschen viele Jahre durch eine Art Feuerprobe gegangen, durch die sie heute besser denn je mit den raschen Veränderungen in Kultur und Gesellschaft umgehen können.
Diese Menschen sind nicht, wie so viele andere, von Existenzangst getrieben – sie wissen, wie man es anstellen muss und wo die Nischen sind. Die meisten von ihnen sind selbständig tätig und verwirklichen das, was ihnen am Herzen liegt.
Genau diese Kraft, wird heute so sehr gebraucht, genau aus deren Erfahrungen lernen immer mehr Menschen das Wesentliche zu erkennen und auch ihr Leben neu und wahrhaftig und lebendig zu entfalten.
 
Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, bedeutet nicht mehr, einen Job zu machen, in dem man viel Geld verdient. Sondern so zu leben, dass man sein wahres Wesen entfaltet und in jeder Situation dem Leben begegnen kann und eine Antwort (Ver-antwort-ung) hat. Den Herzschlag des Lebens zu fühlen und ihn mit dem eigenen Herzen zu vereinen, ist das, worum es für mich geht auf dieser Welt.
Lass das Leben ein Tanz werden, ein Tanz der Lebendigkeit und Wahrhaftigkeit!
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