Britt-Marie war hier - Buchrezension

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Gute Nachrichten vom

Wieder ein wunderbarer Backman! Nach "Ein Mann namens Ove" und "Oma lässt grüßen und sagt es tut ihr leid" hat Fredrik Backman es auch in seinem neuesten Buch geschafft, eine Hauptfigur zu erschaffen, die im Laufe der Geschichte über sich hinauswächst und das Herz des Lesers mit jeder Nuance berührt. 

Britt-Marie ist eigentlich eine gescheiterte Existenz, die sich selbst am meisten im Weg steht. Ihr Mann hat sie betrogen, sie hat keine eigenen Kinder, keine Ausbildung. Als sie auf verschlungenen Wegen in "Borg" landet - ein Dorf, in dem sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen -, um dort für drei Wochen den Hausmeisterposten im Jugendzentrum zu übernehmen, wird jedoch ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt, denn die Bewohner von Borg nehmen ihre Schrulligkeiten einfach als normal hin und bringen dadurch das festgefahrene Weltbild von Britt-Marie ins Wanken.

Wie üblich überzeichnet Fredrik Backman seine Charaktere, aber gerade dadurch kann man sich mit seinen Personen identifizieren, weil einem selbst das eine oder andere bekannt vorkommt. Britt-Marie's Putzwut, die immer dann ausbricht, wenn sie unsicher wird. Banks Ausbrüche, wenn jemand sie wegen ihrer Sehschwäche bemitleidet. "Jemand", die im Rollstuhl sitzt und nicht ein Rollstuhl ist, in dem jemand sitzt, sondern sie, eine Person.

Es gibt urkomische Momente in diesem Buch - wenn Omar wieder etwas verkaufen möchte, "das von einem Laster heruntergefallen ist" , die Bambusrollo-Lösung des Polizisten Sven, der  Britt-Marie im Polizeiwagen nach Hause fährt oder die Szene, in der Britt-Marie das erste Mal in ihrem Leben einen Witz wagt.

Und es gibt eine unglaubliche Fülle an kleinen Momenten, die einen nachdenklich stimmen und vor allem tief berühren. Der Moment als Britt-Marie erklärt wird, dass nicht ÜBER sie, sondern mit ihr gelacht wird. Als sie von Ben's Mutter eine Flasche "Faxin" geschenkt bekommt (zum Fensterputzen) - weil sie gehört hätte, dass Britt-Marie das mögen würde. Als Britt-Marie entdeckt, dass sie Berge besteigen und Weltmeere überqueren könnte.

Britt-Marie ist der Inbegriff einer Spießerin und Pedantin. Das macht sie im ersten Augenblick alles andere als sympathisch. Doch Fredrik Backman gelingt es auch in diesem Buch wieder, eine zu Herz gehende Verwandlung dieses Menschen zu erzählen. Mit viel und teilweise durchaus schwarzem Humor beschreibt er, wie ein kleiner Tropfen zu einem großen Strom werden kann. Mit tiefer Anteilnahme "sieht" er die Menschen und deren Charakterzüge hinter der offensichtlichen Fassade und berührt damit auch das Herz seiner Leser.

Ich habe gelacht und geweint mit Britt-Marie. Mit ihr gezittert und auf ein Happy End gehofft - das dann ganz anders ausfiel als erwartet. Und Lust auf mehr macht.

Vielen Dank für eine Geschichte, die uns allen zeigt, dass der erste Eindruck ganz gewaltig täuschen kann. 
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