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Genlabor: Eine Reise durch Sex, Drogen und Exkommunismus - Buchrezension

Einmal Outback und zurück
Genlabor: Eine Reise durch Sex, Drogen und Exkommunismus - Buchrezension

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Gute Nachrichten vom

Genlabore sind entsetzlich langweilig, drum

kommen dem Wissenschaftler zwischen den einzelnen Arbeitsschritten im Labor extrem viele Gedanken. Es sind Reiseerlebnisse als Biologe aus vielen fernen Kontinenten oder auch geschichtliche Erzählungen, die allesamt dafür sorgen, dieses kleine Buch zu füllen. Die 70 Seiten sind randvoll von dieser außergewöhnlich facettenreichen Erfahrungswelt, dass es mich geradezu mitgerissen hat.

Ich gestehe, ich bin süchtig geworden nach diesem Schatz (oh – Schütz natürlich); süchtig nach seinem unerschöpflichen und absolut lebendigem Erzählstil. Schon sein Abenteuerroman Meilenweit fand ich sehr außergewöhnlich und temporeich.

Genlabor ist etwas anders, aber auch hier finde ich ihn wieder - den Autor. Er steckt auch hier 100 %ig drin. Er selbst ist die Quelle dieser hochinteressanten Erzählungen. Gerade das ist beeindruckend. Ich habe Genlabor inzwischen ein zweites Mal gelesen. Das war nötig, denn ich habe es beim ersten Mal tatsächlich nicht ganz fassen können.

Ihr müsst euch das so vorstellen, der Wissenschaftler befindet sich im molekularbiologischen Labor in Sydney und beginnt sein Forschungsprojekt. Er beschreibt was er tut und wozu, schweift dann aber immer wieder ab und führt aus.

Es geht um die Wissenschaft selbst, was der Wissenschaftler erlebt und worauf es ankommt und wie Wissenschaft so funktioniert. Dann geht es direkt in das Outback und da möchte ich gern zitieren:


Auszug  -  S 14 - 16

Gießt Agar in vorbereitete Elektrophoresewanne.

      Ich bin ja immerhin Biologe, lass´s Sie mich also, während ich das Gel hier gieße, noch ein bisschen vom Outback plappern. Moment, der Kamm muss genau so recht stehen, … kein Bläschen drin, … alles austariert. Sooo, fertig, muss nur noch abkühlen und fest werden, dann kann ich ein paar Mikroliter der Probe laden und sehen, ob die RNS-Extraktion tatsächlich geklappt hat.
….

Auf Cape York jedenfalls, im tropischen Regenwald, erträglicher im Winter nebenbei bemerkt – ist es uns begegnet. Zwei Wochen hatte ich schon sehnsüchtig, doch leider vergeblich darauf gewartet. Da waren schon etliche Warane und Busch-Puten auf unser Zelt gefallen. Da hatten wir bereits hunderte von Kängurus, Wallabys und Possums gefüttert, tags und nachts. Da hatte uns ein fetter Walzenskink seine adlig-blaue Zunge rausgestreckt. Da waren wir schon vor einem rotzgiftigen Taipan ins sichere Auto geflüchtet. Und dann? Dann waren wir schließlich abgefahren, mussten aber noch einmal umkehren, weil die Fähre einen Schaden hatte. Eine letzte erzwungene Nacht an Cape Kimperley – da sag mir doch einer, die Voltairsche Vorsehung sei nichts weiter als Lug und Trug!
Im Morgengrauen.
Früher Aufbruch.
Schwaden von Morgennebel.
Stimmung wie im russischen Märchen: Mascha und Dascha gehen im Wald Pilze sammeln. Die Pilze reichen schon bis an die Kinderbrust, plötzlich fangen die Bäume an zu sprechen und Baba Jaga ist nicht mehr weit. – In diese Stimmung tritt urplötzlich, langsam – aber unaufhaltsam dieser menschengroße Vogel aus dem Dickicht rechts, - watet über den Sandpfad und verschwindet im Dickicht links.
Eine Fata Morgana? Vor unserem Exkursionsauto! – und doch jedes Detail sichtbar für den Augenblick. Für ein Foto viel zu dunkel! Dickicht links und rechts – und tiefer Sonnenstand des Morgens – wie gesagt – und natürlich nur 100er Film in der Kamera. Dennoch: Ein unbeschreiblicher Urvogel, - bewaffnet mit gefährlichen Saurierpranken, auf denen mit Echsenleder bezogene, stämmige Läufe gewachsen sind.

Saurierkrallen – klobig und groß – viel zu groß für das Tier.
Das Federkleid obendrauf, wie lange zottlige Haare – dunkel – fast schwarz. Der breite Schnabel und das offene Ohr geben dem Vogelkopf etwas Menschliches! – Vom langen blauschillernden Hals schwabbeln paarig knallrote Säckchen in das fellartige Gefieder. Plus die unglaubliche Krönung: Ein schaufelförmiger Knochen! Mitten auf des Kopfes Scheitel. Mit dem Kopf durch die Wand würd´n Sie denken.

Und tatsächlich, der Knochen erlaubt die Flucht ins dichter werdende Unterholz des Regenwaldes. Nur einmal zuvor – noch als Steppke – hatte ich solch ein Wesen gesehen: Mausetot und ausgestopft in der Glasvitrine eines schon längst entseelten polnischen Naturforschers. Der Mann, muss den Helmkasuar auf einer langen Schiffspassage von Cape York nach Europa getragen haben.

So ein Erlebnis!
Mensch-unabhängige-Natur-pur; … vorbei an der täglichen Auseinandersetzung zwischen Neuer-Welt-Mentalität der Amis oder Aussis und der nachdenklich-europäischen Schwere. Europas Sonne, Mond und Sterne – mit Depressivität verhangen und mit Geschichte die auch Humanität und Aufklärung war, zugeschüttet.

Kristallklar ist der Himmel hier unter frischen Pazifikwind – unbedarfte Leichtigkeit bleibt unterm Ozonloch Lebensart“.

Warum ich das Zitat über fast 3 Seiten gewählt habe, werdet ihr jetzt sicher verstehen.  Wie könnte ich das Besondere auch anders beschreiben, als mit dem Orginal-Text selbst.

Wer die Lebendigkeit und die Ferne in diesem Textauszug spüren kann, der ist geeignet dafür, sich auch für die vielen anderen Erzählungen und Ausführungen des Autors begeistern zu lassen.

Ich persönlich würde mir vom Autor ein ganz dickes Buch wünschen, in dem er einfach nur über die Natur und ihre Erscheinungen plaudert. Das kann er besonders gut. Schön, dass dieser Biologe auch gut erzählen kann.  

Danke Marcus Schütz und ich antworte auf deine Signatur:
„Schön, dass wir uns kennengelernt haben! Und ich freue mich schon sehr auf dein neues Werk und werde es ganz sicher wieder lesen und darüber berichten“.

Ein Buch für alle neugierigen und weltoffenen Menschen, die die Vielfalt des Lebens lieben.  Absolut empfehlenswert zu lesen!

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